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Altes Polizeipräsidium Frankfurt: Stillstand in der City – Alltagsbeobachtungen einer Maklerin aus Karben
Das Alte Polizeipräsidium Frankfurt – jedes Mal, wenn ich in Frankfurt an diesem beeindruckenden Gebäude vorbeikomme, halte ich unweigerlich kurz inne. Hier, am Rande des Bahnhofsviertels, steht ein Stück Frankfurter Geschichte und wartet darauf, dass doch nochmal etwas Großes passiert. Aber seit Jahren passiert – wenig bis gar nichts. Ein Haus wie ein Denkmal für Geduld und Zeit, mit einer Fassade, die viele Geschichten zu erzählen hätte.



Zwischen Hoffen und Wundern: Ein Bauprojekt im Wartestand
Wer mit offenen Augen durchs Rhein-Main-Gebiet fährt, dem begegnet das Alte Polizeipräsidium Frankfurt als prominentes Beispiel für die Tücken von Großprojekten. Eigentlich sollte hier längst gebaut werden – mindestens 400 Wohnungen, Büros, sogar ein Hotel. Das ambitionierte Quartiersentwicklungsprojekt mit dem Namen „Das Präsidium“ war auf eine Gesamtinvestitionssumme von rund 800 Millionen Euro ausgelegt. Die Pläne der Stadt und der Entwickler klangen ambitioniert: Ein 175 Meter hoher Hochhausturm mit 48 Obergeschossen, der Wohnungen, Büros und ein Restaurant mit Skybar beherbergen sollte. Die Düsseldorfer Gerch-Group hatte das 4,2 Hektar große Grundstück samt denkmalgeschütztem Altbau im Jahr 2018 für rund 212 Millionen Euro vom Land Hessen erworben. Der Baustart war ursprünglich für 2022 geplant, die Fertigstellung sollte bis 2026 erfolgen.
Doch dann kam der dramatische Einschnitt: Im August 2023 meldete die Gerch-Group Insolvenz an. Stark gestiegene Zinsen, massiv erhöhte Baukosten und die Inflation machten eine wirtschaftliche Umsetzung unmöglich. Seit der Pleite des Hauptinvestors herrscht Funkstille. Es findet sich keine neue Baufirma, die Zäune stehen, die Fassaden verfallen, und das Areal – das seit mehr als 20 Jahren leersteht – bleibt ein Lost Place. Die Verantwortung liegt aktuell beim Insolvenzverwalter, mit dem die Stadt Frankfurt im Kontakt steht. Ich frage mich beim Vorbeifahren oft: Wie viele Menschen hätten hier schon ihr Zuhause finden können, wenn alle Beteiligten ein bisschen mehr Durchhaltevermögen und regionales Fingerspitzengefühl gezeigt hätten?
Insiderwissen? Vielleicht hilft manchmal einfach Nähe
Als Maklerin mit Wurzeln in Karben und vielen Jahren Erfahrung in Frankfurt und Umgebung beobachte ich, wie wichtig es ist, den eigenen Kiez wirklich zu kennen. Vielleicht wäre es anders gelaufen, hätte ein Team aus der Region den Hut auf – Menschen, die die Verwaltung, die Geschichte und die Nachbarschaft kennen. Aber das Alte Polizeipräsidium Frankfurt bleibt vorerst ein Sinnbild dafür, wie komplex und langsam Stadtentwicklung sein kann, wenn die Dinge zu groß, zu verschachtelt und zu entfernt geplant werden. Zumindest entstehen so immer wieder spannende Gespräche bei Kund*innen aus Karben und Frankfurt über die Frage: Was würde man selbst mit diesem besonderen Ort anfangen?
Geschichte vom Polizeipräsidium Frankfurt
Das Alte Polizeipräsidium Frankfurt ist ein beeindruckendes Stück Stadtgeschichte. Zwischen 1911 und 1914 im historistischen Stil erbaut, verbindet das Gebäude an der Friedrich-Ebert-Anlage (damals Hohenzollernplatz) Neobarock und Neoklassizismus zu einer repräsentativen Architektur. Fast 90 Jahre lang, von 1914 bis 2002, diente es als Zentrale des Frankfurter Polizeipräsidiums und war Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse – von spektakulären Kriminalfällen bis zu den dramatischen Kriegsjahren.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren: 1944 wurde das Gebäude bei Luftangriffen fast zur Hälfte zerstört. Erst 1954 konnte es wiederhergestellt werden. Der ursprünglich vorhandene Türmchen-Aufbau und einige Ornamente gingen dabei verloren. Seit dem Umzug der Polizei in das neue Verwaltungsgebäude an der Adickesallee im Jahr 2002 steht das denkmalgeschützte Areal überwiegend leer – ein Lost Place mitten in der Stadt, der auf eine neue Zukunft wartet.
Ein Ort mit Gesprächswert und offenen Fragen
Das Alte Polizeipräsidium Frankfurt ist für mich nicht nur ein Gebäude, sondern eine Metapher für jede Immobilienentscheidung – ob Großprojekt oder Einfamilienhaus. Die gleichen Fragen stellen sich: Wie lebt eine Stadt oder Nachbarschaft mit ihrer Zukunft? Was passiert, wenn Pläne und Realität aufeinandertreffen?
Gerade bei kleineren Investments – dem Haus für die Familie, der Eigentumswohnung als Altersvorsorge – ist lokales Insiderwissen Gold wert. Wissen Sie, welche Bebauungspläne für das Nachbargrundstük vorliegen? Kommt dort ein mehrstöckiges Wohngebäude, das Ihnen die Aussicht nimmt? Plant die Stadt einen neuen Autobahnanschluss in 500 Metern Entfernung? Wird die ruhige Straße zur Durchgangsstraße, wenn das neue Baugebiet eröffnet?
Als Maklerin mit tiefen Wurzeln in Karben und langjähriger Erfahrung im Rhein-Main-Gebiet kenne ich nicht nur die Immobilien, sondern auch die Menschen in den Verwaltungen, die Entwicklungspläne der Kommunen und die Geschichten hinter den Grundstücken. Dieses regionale Fingerspitzengefühl kann den Unterschied machen zwischen einem Traumhaus, das sein Versprechen hält, und einer Enttäuschung, die Sie jahrelang begleitet. Ich freue mich darauf, mein Wissen mit Ihnen zu teilen – damit Ihre Immobilienentscheidung auf einem soliden Fundament steht.
Ei Gude und bis zum nächsten Beitrag, liebe Immobilien-Community!
